Rückblick auf das Distanzlernen
Nach Wochen des Distanzlernens und den ersten Jahrgängen im Wechselunterricht, ist es Zeit eine kurze Bilanz zu ziehen. Welche Erfahrung konnten wir Lehrer*innen und Schüler*innen im Lernen auf Distanz machen?
Zugegeben, ganz rund lief es direkt nach den verlängerten Weihnachtsferien nicht. Wie viele anderen Schulen deutschlandweit, hatten wir auch mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Gerade in den Morgenstunden der ersten Woche war der Server unserer digitalen Lernplattform IServ nicht immer erreichbar, auch unsere Videokonferenzplattform konnte dem Ansturm nicht standhalten. Aber unsere Kolleg*innen waren kreativ und nutzen die unendlichen Möglichkeiten des Internets, um mit ihren Schüle*innen in Kontakt zu treten. Auch die Stadt und die Firma IServ arbeiteten unermüdlich und sorgten schnell für das nötige Serverdoping, sodass man bereits in der zweiten Woche zuverlässig ins Distanzlernen starten konnte.
Da wir die ersten Schritte im „Lernen auf Distanz“ bereits vergangenes Jahr geleistet hatten, spielten sie die neuen Abläufe schnell ein. Um eine geordnete Tagesstruktur zu schaffen, die unsere Schüler*innen dringend benötigten, nutzten wir als Orientierung unseren normalen Stundenplan aus dem Präsenzunterricht. So hieß es auch zuhause: Punkt 8 Uhr ist Unterrichtsbeginn!
Das Distanzlernen verlief relativ gut und meistens problemlos. Trotz Lockdown konnten wir weiter neue Themen lernen mit der Hilfe von Videokonferenzen, Aufgaben und der schnellen Reaktion der Lehrer auf unsere Fragen.
D. Baimenow (Klasse 10.2)
Schüler*innen und Lehrer*innen traten ab dann auf vielfältigen Wegen miteinander in Kontakt. Sehr beliebt ist zum Beispiel der IServ Messenger, der es uns erlaubt schnell miteinander in Kontakt zu treten. Mindestens einmal in der Woche und pro Fach, fanden in der Regel auch Videokonferenzen statt. Das was in vielen Firmen Alltag geworden ist, hilft uns nun auch in der Schule den nötigen Kontakt zu halten. Aber auch die gute, alte E-Mail erfreute sich großer Beliebtheit.
Herausforderungen des Distanzlernens
Hauptanlaufpunkt für die Aufgaben, die es in den Stunden zu bearbeiten galt, ist das Aufgabenmodul in IServ. Hier bot sich jedem/jeder Lehrer*in die Gelegenheit die Aufgaben für die Schüler*innen bereitzustellen. Die Aufgaben erscheinen dann ebenfalls im Aufgabenmodul der Schüler*innen sowie im Kalender des jeweiligen Kurses und auf der Startseite des IServ-Portals. Auch die Abgabe der Aufgaben erfolgt über das Aufgabenmodul. Die Schüler*innen haben hier die Möglichkeit ihre Aufgaben auf verschiedene Art und Weise einzureichen. Die Kolleg*innen können dann im Anschluss jeden Schüler*in ein individuelles Feedback schreiben und dieses ebenfalls über das Modul verteilen. Das Aufgabenmodul hat also in der Zeit des Distanzlernens größtenteils den SELF-Planer ersetzt.
Auch im nun stattfindenden Wechselunterricht fordern die Schüler*innen die Nutzung des Aufgabenmoduls ein, da sie in der Nutzung einen großen Gewinn sehen und es ihnen hilft sich zu strukturieren. Ein voller Erfolg für die Digitalisierung der Schule.
Im Distanzlernen habe ich gelernt, wie man selbstständig mit den Aufgaben umgeht. Außerdem fand ich es gut, weil ich die Aufgaben zu Ende machen konnte und ich länger Zeit dafür hatte als 45 Minuten.
Schülerin der Klasse 10.2
Beispiele aus dem Distanzlernen
Das Distanzlernen war und ist für viele eine Herausforderung. Die Schüler*innen mussten sich intensiver denn je selbstorganisieren und motivieren. Auch die Arbeitsweisen bei der Bearbeitung der Aufgaben wurden durch neue Formen abgelöst. Die gewohnten Arbeitsformen aus der Schule, das Arbeiten mit Freunden und die direkte Hilfe des Lehrers/ der Lehrerin waren nicht mehr möglich. Stattdessen galt es nun sich auf eine digitale Arbeitsweise einzustellen. Und wie überall in dieser Zeit, kamen einige ganz gut damit zurecht und andere mussten sich erst noch an diese neue Art des Unterrichts gewöhnen. Für viele stellte die nötige technische Ausstattung eine Hürde dar. Hier konnte die Schule zum Glück einer großen Gruppe an Schüler*innen kurzfristig weiterhelfen und die von der Stadt Gelsenkirchen angeschafften iPads ausleihen.
Auch für das Kollegium bedeutete der Lockdown einen Wechsel von Tafel und Klassenraum zu Laptop und Videokonferenzraum. Für viele war das, ebenso wie für die Schüler*innen, einer Herausforderung. Unser Kerngeschäft, das Unterrichten, mussten wir von Grund auf überdenken. Der unmittelbare Kontakt zu unseren Schüler*innen, der so wichtig ist, fand nun auf ganz anderen, bisher unbekannten Wegen statt. Aber auch bei der Planung des Distanzunterrichts mussten wir neue Wege gehen. Eine 1-zu-1 Umsetzung unserer Unterrichtsstunden und der vertrauten Methoden war nicht möglich oder nicht zielführend. Neben dem eigenständigen Kennenlernen und Erproben von neuen Unterrichtsmethoden, Apps und Materialien, bereitete sich das gesamte Kollegium an zwei digitalen SchiLF-Tagen über Zoom, intensiv auf die Möglichkeiten des digitalen Unterrichts vor. Hier nutzten wir besonders die interne Kompetenz des Kollegiums, indem Kolleg*innen von Kolleg*innen lernten.
Im Prinzip hat das Distanzlernen bei mir gut funktioniert. Ich konnte in meinem eigenen Tempo arbeiten, hatte durchgehend meine Ruhe (es kommt ja auch in der 10ten Klasse manchmal zu Unruhe) und konnte in der Regel sehr entspannt, manchmal auch mit einer Tasse Tee in den Tag starten. […] Was ich aber gleichzeitig nicht so gut fand war, dass viele Lehrer viele verschiedene Plattformen nutzen. Es ist zwar nicht schlimm aber es verunsichert einen manchmal, wenn man nicht genau weiß, ob ein Lehrer heute auf Iserv oder auf Zoom arbeitet (es gab auch Lehrer die es abwechselnd gelöst haben). Wo ich auch Schwierigkeiten gesehen habe ist, dass man während des Distanzlernens teilweise zu viele Aufgaben aufbekommen hat, so dass man an manchen Tagen bis 15:00 VK’s hatte aber danach noch bis 18:00 mindestens arbeiten musste. Ich habe auch gemerkt, dass ich viele Themen nicht wirklich aufnehmen konnte, das liegt aber nicht an den Lehrern, die meisten Lehrer haben sich in meinen Augen sehr viel Mühe gegeben. Sondern eher daran, dass es oft einfach komplizierter ist, online zu lernen und sich das Gehirn die Dinge nicht so richtig einprägt. Im Allgemeinen ist es natürlich auch für die Schüler viel schwieriger gewesen, die nur ein Handy haben und auch keinen Drucker. Ich hatte das Glück einen eigenen PC zu haben. Ich finde, dass das Distanzlernen an unserer Schule relativ gut gelaufen ist, natürlich gab es hier und da mal ein paar kleinere Fehler, wie z. B. dass bei IServ die Server morgens oft nicht erreichbar waren, aber daran finde ich hat nicht die Schule Schuld.
Schülerin des 10. Jahrgangs
Beispiele des Distanzlernens
Viele Kolleg*innen nutzten den auf dem SchiLF-Tag vorgestellten Dienst Padlet. Hier einige Beispiele aus dem GL-Unterricht in Klasse 10:
Auch im Wahlfach Naturwissenschaften wurde ein Padlet genutzt, um den Schüler*innen einen strukturierten Plan zu geben. In den letzten Wochen stand das Thema „Unsere Haut“ im Lehrplan. Normalerweise werden in diesem Zusammenhang einige Experimente im Unterricht durchgeführt. Da diese aber in der Regel nicht Zuhause durchgeführt werden können, haben sich die NW-Kolleg*innen des Jahrgangs 10 einige Experimente („Küchenexperimente“) für Zuhause ausgedacht.
Im ersten Küchenexperiment sollten die Schler*innen experimentell das Thema Emulsionen kennenlernen. Dazu mussten sie im ersten Durchgang in einem Schraubglas Öl mit Wasser mischen. Anschließend sollten sie Spülmittel hinzufügen und die Veränderungen dokumentieren.
Mithilfe des Online-Tools Quizlet übten die Schüler*innen anschließend die wichtigen Fachbegriffe ein.
Auch das gemeinsame Erstellen einer Mind Map zur Festigung des bisher Gelernten stand auf dem Stundenplan im Distanzlernen!
Der Fokus im Leistungskurs Geschichte des 12. Jahrgangs liegt auf der Vorbereitung der Abiturprüfungen im nächsten Schuljahr. Deswegen standen hier vor allem die methodische Einübung der Analyse von historischen Quellen, Darstellungstexten und Bildern im Vordergrund des Distanzlernens. Besonders wichtig ist hier das kollaborative Arbeiten an verschiedenen Texten, um so eine gemeinsame Grundlage für eine vertiefende Diskussion in den Videokonferenzen zu schaffen. Die Schüler*innen nutzen seit Beginn des Schuljahres Word- und PowerPoint-Online, um gemeinsam an Ausarbeitungen zu arbeiten. So war es für sie auch keine allzu große Umstellung, ihre Kompetenzen im Distanzlernen anzuwenden und gemeinsam aus den heimischen Zimmern Texte zu analysieren und sich auszutauschen. Ein gutes Beispiel bietet hier die gemeinsame Klausurvorbereitung in Kleingruppen.
Natürlich hoffe wir alle, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren können, aber die Gesundheit aller Beteiligten geht vor. Und auch wenn wir bald vielleicht wieder ins Distanzlernen wechseln müssen, dann sind wir – Schüler*inne und Lehrer*innen – bereit!